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In unserer Kampagne "Du hast das Wort" lassen wir all jene Menschen öffentlich sprechen, die in der Krise von den Regierungen in Land und Bund vergessen wurden. Sie bekommen die Möglichkeit, ihre Probleme und ihre Sicht zu erklären, denn die Krise hat Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in unserer Gesellschaft verschärft. Wir sagen: es reicht! Wenn die Regierung diese Menschen ignoriert, geben wir ihnen ein Mikrofon in die Hand!

#DuhastdasWort

#DuHastDasWort – eine Kampagne von DIE LINKE NRW – ab sofort unter:
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Du hast ähnliche oder auch ganz andere Erfahrungen gemacht?
Schreib sie auf oder mach ein Kurzvideo und schick uns das (kampagne@dielinke-nrw.de) zu, denn: Du hast das Wort!

Corona & Arbeiten

Nicole Zwirz

Nicole Zwirz ist 50. Sie arbeitet bei der Lebenshilfe Dortmund. Der Verein unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen. Sie sollen möglichst selbstständig leben können.

„Der Arbeitsalltag hat sich unter Corona schon sehr verändert“, sagt Nicole. Sie betreut vier Teeküchen: Spülmaschinen ein- und ausräumen, Papiertücher und Seife auffüllen, Geschirrtücher waschen lassen. Vor dem Wochenende verhindert ihr kritischer Blick in den Kühlschrank, dass etwas verdirbt. Zusätzlich bereitet sie die Besprechungsräume vor, füllt Getränke auf und stellt Süßigkeiten auf die Tische. Außerdem hilft sie in den Wohnheimen beim Bügeln. „Seit zwölf Monaten findet das alles nur noch eingeschränkt statt. Dafür ist das Auffüllen von Toilettenartikeln und Desinfektionsmitteln viel wichtiger geworden“ berichtet sie.

Nicole hat Asthma. Zur Arbeit geht sie trotzdem. „Die Angst vor einer Infektion ist groß, ohne Maske geht nichts“, erzählt sie. Dennoch: „Der Kontakt zu den Kollegen fehlt sonst, die tägliche Routine“, sagt Nicole. Immerhin: Die kürzlich vollzogene Impfung gibt Hoffnung auf ein Stück Normalität.

Kunst & Kultur

Milli Häuser, Anny Hartmann und Elena Liebenstein

Erfahrungen aus der Uni

Man hat zum einen wesentlich mehr zu tun. Lehrkräfte sagen, dass wir eben mitarbeiten müssen. Letztlich hat sich aber der Aufwand für die Lehrkräfte drastisch reduziert (Bildschirm teilen, statt Beamer zu starten, einsparen von Fahrtwegen). Manche Lehrkräfte weigern sich ihre Klausuren online anzubieten. Dies führt zu Verzögerungen im Studium. Man hat das Gefühl, man müsse sonderlich dankbar sein. Im Endeffekt profitieren die Lehrenden selbst massiv. Risiken werden an den Studierenden ausgelagert. Das Verhältnis ist von Misstrauen geprägt.

Erfahrungen aus der Schule

Wenn eure Frage wirklich erstmal "läuft oder läuft nicht?" heißt, so ist mein klares Fazit: Es läuft nicht. Wie komme ich zu meinem Fazit?

Mitschüler wie Lehrer berichten, dass es viel mehr zu tun gibt als vorher, es ist für beide Seiten sehr viel anstrengender. Noch dazu steht jeder quasi fast alleine vor dem Berg, den er bearbeiten soll, denn Lerngruppen funktionieren nur selten oder kommen erst nicht zustande. Dann stehen die meisten auch noch mit der psychischen Belastung alleine.

In unserer Klasse haben wir, wie viele Schüler neben uns, von unserer Sportlehrerin den Auftrag bekommen und den Jerusalema Tanz beizubringen. Das könnte erstmal wie eine gute Idee klingen als Ausgleich, das sieht in der Realität allerdings etwas anders aus. In der Realität bangen Mitschüler um das Leben von Verwandten und Bekannten die an Corona erkrankt sind, versuchen verzweifelt ihre Schulsachen fristgerecht fertig zu bekommen und den jeweiligen Lehrern zuzuschicken. Wir sind ja froh, dass man sich endlich auf eine Plattform geeinigt hat, da vorher keiner übersehen konnte, wenn ein Lehrer eine neue Aufgabe erstellt hatte. In der Stresssituation ist es mehr als absurd, sich zuhause vor den Spiegel zu stellen und einen Tanz einzuüben.

Eine ganz andere Problematik macht der neue Stoff, den wir uns beibringen sollen. Ich war es in meiner unkonventionellen Schulbildung gewohnt, mir den Stoff selbst und auf meinem eigenen Weg anzueignen. Die meisten meiner Klassenkameraden sind auf die normale Unterrichtsstruktur angewiesen und brauchen diese verschiedenen Phasen, welche sie zu dem neuen Thema führt. Das wird momentan umso deutlicher, da wir teilweise Referate mit dem neuen Thema für die anderen vorbereiten sollen und manchmal sehr deutlich wird, wann nur der Text aus dem Internet vom Satzbau umgestellt wurde.

Ich selbst bin gerade mitten in den Abiturvorbereitungen in NRW, damit hab ich noch wirklich viel Glück, denn es kommt kaum noch neuer Stoff auf mich zu, ich muss jetzt größtenteils die vergangenen zwei Schuljahre vertiefen, um das Wissen vernünftig anwenden zu kommen, wenn wir das Abitur schreiben.

Dass es auch für die Lehrer teilweise schwer zu koordinieren ist mit Freizeit und Schule, zeigt sich alleine darin, dass wir manchmal am Sonntagabend noch Rückmeldungen zu eingesendeten Aufgaben erhalten und teilweise das Kind des Lehrers in der Konferenz mit dabei ist, weil eine andere Betreuung gerade nicht möglich ist.

Ich hoffe wirklich auf das Beste, aber ich finde wir sollten noch viel mehr mit dem Schlimmsten rechnen und daher wäre meine Bitte ans Bildungsministerium die Abiturvorgaben für das nächste Jahr noch etwas runter zu schreiben, da unser Bildungssystem zu wenig Strategien für eigenverantwortliches Lernen in den Schulen eingeführt hat, um jetzt ein angemessenes Lernergebnis von den Schülern erwarten zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen Liliana C.

Erfahrungen aus der Kita

Guten Tag,

Schon seit längerer Zeit wundere und ärgere ich mich über die (fast nicht vorhandene) Berichterstattung und Diskussion in unserer Gesellschaft über die Situation in den KiTas und pädagogischen Einrichtungen in Zeiten der Pandemie. Es scheint wirklich niemanden zu interessieren, was mit uns pädagogischen Fachkräften zur Zeit passiert. Anders als ein großer Teil der restlichen Bevölkerung wird bei uns "weitergearbeitet" wie bisher – ohne nennenswerte Hygienemaßnahmen, ohne eine ernstzunehmende Form des Gesundheitsschutzes!

Der Weg die KiTas geöffnet zu lassen und Eltern lediglich zu Bitten selbst zu betreuen, wie in NRW, führt vielerorts den Zahlen nach zu nahezu "normalem" KiTa-Alltag. Das heißt für die Fachkräfte: täglich enger, völlig ungeschützter Kontakt mit rund +/- 20 Haushalten!

Natürlich gibt es auch in der KiTa Anweisungen zur Umsetzung von Hygienemaßnahmen, zum Teil aufbereitet in hübsch animierten Plakaten. Dort wird dann das Einhalten von Abstand und das Waschen der Hände empfohlen, ebenso wie eine Hust- und Niesetiquette. Wer mal mehr als einen flüchtigen Augenblick in einer KiTa verbracht hat, weiß allerdings, dass solche Empfehlungen vielleicht gut gemeint aber wenig umsetzbar oder gar sinnvoll sind – das strikte Durchsetzen von Einhaltung von Abständen etwa erscheint in einer KiTa eine ziemlich fragliche Praxis.

Dazu kommt, dass der Alltag natürlich nicht normal läuft, weil viele Strukturen bzw. Abläufe in der KiTa seit letzten Herbst immer wieder geändert werden mussten. So wurden beispielsweise offene Gruppenformen zunächst untersagt, dann erlaubt nun wieder untersagt, sodass es immer wieder zu Änderungen kommt hinsichtlich der Zusammenstellung und Mischung von Gruppen, der Bewegungsfreiheit der Kinder in der KiTa oder bei dem Ablauf von Bring-, Abhol- und Essenssituationen.

Dies alles führte nicht selten zur ziemlicher Verunsicherung für die Kinder und zu Stress aller Beteiligten. Natürlich gilt es, sich in Ausnahmesituationen zusammen zu reißen, zu improvisieren und Dinge einfach auszuhalten - das tun wir seit Beginn der Pandemie!

Wirklich schlimm ist, dass die Situation jedoch weiter und weiter anhält und man sich angesichts der in vielen Teilen der Gesellschaft immer schärfer werdenden Einschränkungen und der eindringlichen Bitten den Virus doch bitte ERNST zu nehmen fragt, in was für einem Paralleluniversum man da arbeitet!

Zählen Erzieher_innen etwa nicht zum schützenswerten Teil der Menschen? Zählen sie überhaupt?

Das Thema wird so weg geschwiegen - da bekommt man manchmal echte Zweifel. Und es fehlt an einer echten Perspektive! Weiter machen – aber bis wann? Bis eine „Herdenimmunität“ unter Erzieher_innen hergestellt ist, erwartbare Opfer und mögliche Langzeitfolgen eingerechnet?

Natürlich ist es schwierig, die Zukunft einzuschätzen, denn etwas vergleichbares gab es noch nicht. Und natürlich haben es auch Eltern zur Zeit nicht leicht, da sie oft selbst unter schwierigen Bedingungen, die Kinderbetreuung noch „obendrauf“ bewerkstelligen müssen.

Doch es gäbe ja Wege und Mittel Betreuungssituationen anders zu gestalten, wenn dem Bereich mehr Geld und Aufmerksamkeit zugestanden würde. Darüber wird allerdings ebenfalls nicht geredet und so fürchte ich auch nicht nachgedacht. Stattdessen werden die Nöte von Eltern und Erzieher_innen gegeneinander ausgespielt und den Kindern letztlich nicht selten vermittelt, dass sie Ballast sind. Dabei sitzen wir im selben Boot, weshalb ich mich über jeden aufrichtigen Dank von Eltern wirklich freue.

Herrn Stamps Aussage Erzieher_innen seien Held_innen der Pandemie, empfinde ich dagegen als Schlag ins Gesicht. Ich möchte keine Heldin sein. Ich möchte auch in Zeiten der Pandemie wirklich gerne meiner Arbeit nachgehen und Kindern eine schöne, inspirierende und kindgerechte Zeit in der KiTa ermöglichen, doch mit dem Ernst der Lage angemessener Gefahrenzumutung und mit dem Ernst der Lage angemessener Anerkennung!

Eine Erzieherin aus NRW

Erfahrungsberichte aus der Pflege

Ich bin Gesundheits- und Krankenpfleger und studiere B.A Pflegemanagement und Organisationswissen. Ich muss sagen, dass die Wurzel des Übel defacto in der Unorganisation der Pflege liegt. Es gibt keine Organisation auf Bundesebene, die eine einheitliche Strukturierung unseres Berufes erlaubt. Das liegt zum Teil an der Geschichte unseres Berufes, der zum einen Teil immer ganz auf das charikative Norm getrimmt wurde (Nonnen als Pflegerinnen, unentgeltlich) und zum anderen Teil immer den (männlichen) Ärzten unterstellt war. Diese Tradition wird immer noch in Krankenhäusern aktiv gelebt, aber auch von den Pfleger*innen unreflektiert akzeptiert, nicht nur von den "alt eingesessenen", sondern auch von ganz frisch examinierten Pfleger*innen.
Wir haben nichts, aber auch gar nichts, was uns daran erinnert: "Hey, ihr seid eure eigene Berufsgruppe, eure eigene Profession."

Aber dieses veraltete Narrativ wird auch im SGB V gesetzlich aufrecht erhalten. So steht in  den Richtlinien des G-BAs in §92 SGB V Abs. 2 Nr. 6 zum Beispiel, dass der G-BA festlegt, wann eine häusliche KRANKENPFLEGE vom ARZT angeordnet werden darf. Ebenfalls sitzt im Gremium auf der Leistungserbringerseite keine einzige pflegerisch tätige Person, sondern 2 Ärzt*innen, 1 Zahnarzt*in und 2 BWLer aus der deutschen Krankenhausgesellschaft.
 

Corona hat unser aller Leben sehr verändert und in Beschlag genommen, glücklicherweise zeigt Corona aber auch Brennpunkte unserer Gesellschaft auf und bietet uns somit die Chance Strukturen dauerhaft zum Positiven zu verändern. Einer dieser Brennpunkte ist unser Gesundheitssystem.

Letztes Jahr wurde für die Pflege noch täglich geklatscht und wir wurden als Helden der Gesellschaft gefeiert, heute sollen wir einfach nur unseren Job machen und funktionieren. Das System ist schon lange krank, in den privaten Einrichtungen erlebt man noch viel schlimmere Zustände als in den Kliniken. Es werden überall aus Kostengründen schon seit Jahren katastrophale Zustände geduldet; Pflegefehler, mangelnder Infektionsschutz, Hygienemissstände, Verwahrlosung, Patientengefährdung.. all das ist trauriger Alltag und mit Corona noch viel schlimmer geworden.

Die Privatisierung des Gesundheitssystems hat Menschen wie meinem ehemaligen Arbeitgeber erst die Türen für ihre widerlichen Machenschaften geöffnet, es gibt diese Unternehmer zu hunderten und zudem werden sie durch unser Rechtssystem und unverhältnismäßige Fristen und Klauseln in Verträgen geschützt.

Ich bin seit 2014 examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und war bis vor einiger Zeit noch überwiegend in der außerklinischen Beatmungspflege für Intensivpatienten tätig. Eigentlich ein sehr schöner Beruf, ich habe gerne Menschen gepflegt, doch aus ethischen und moralischen Gründen werde ich diesen Beruf nie wieder ausüben können, bevor sich nicht drastisch etwas in der Pflege verändert. Ich kann dieses krankhafte System nicht weiter unterstützen. Tut mir leid für diese drastischen Worte, doch das passiert alles nicht erst seit gestern. Jeden Tag geschehen drastische Pflegefehler durch überfordertes und teils unqualifiziertes Pflegepersonal.

Mir steigen die Tränen in die Augen, wenn ich daran denke was diesen Patient*innen teilweise durch Ignoranz der Chefetage und mangelndes Fachwissen angetan wurde. Wenn ich daran denke, wie ich Angehörige anlügen und vertrösten musste, um Fehler möglichst zu vertuschen. Wenn ich daran denke, wie verzweifelt sie teilweise waren, weil sie genau wussten, dass es ihren Angehörigen schlecht ging, sie aber gleichzeitig keine Alternative haben, da sie es nicht schaffen diese allein Zuhause zu versorgen.

Ich bin mit meiner Meinung nicht allein, einige meiner Kolleg*innen werden das Unternehmen auch bald verlassen, einige von ihnen versuchen jedoch weiterhin ihr allerbestes zu geben, da sie die Patient*innen nicht im Stich lassen wollen.

Ich bin gegangen und versuche auf anderem Weg etwas zu bewirken, weil die, die geblieben sind, besonders viel Hilfe brauchen. Sie sind unterbezahlt, werden ausgebeutet und nicht geschützt! Es wird kein Wert daraufgelegt, dass genug Ruhezeiten eingehalten werden, es ist keine Seltenheit, dass Pflegende 16 Stunden unterwegs sind und/oder 280 Stunden im Monat arbeiten. Ganz im Gegenteil, mein Arbeitgeber wünscht Pflegepersonal, was bereit ist, dies auf sich zu nehmen und belohnt Extradienste mit Gutscheinen. Als auffiel, dass mir seit über einem Jahr die Verpflegungsmehraufwandspauschale nicht ausgezahlt wurde, weil jemand in der Buchhaltung einen Fehler gemacht hat, hat man mich damals in einem persönlichen Gespräch gefragt, ob ich mir nicht etwas teures bei Media Markt kaufen möchte. Ich habe dankend abgelehnt, doch bis heute leider kein Geld erhalten. Um genau zu sein, habe ich sehr viel Geld nicht erhalten; Geld, welches mir auch vor Gericht nicht zugesprochen wurde, weil meine einzigen Beweise Whatsapp-Nachrichten waren und diese vor Gericht keinen Bestand haben, sondern lediglich schriftliche Absprachen.

Dass die Kommunikation in solchen Unternehmen jedoch fast ausschließlich über dieses Medium läuft, da ich in Wuppertal arbeite und mein Chef in Hannover sitzt, interessiert niemanden. Zudem interessiert es auch niemandem, dass in diesen Whatsapp-Nachrichten drin steht, dass ich wochenlang um genau diese schriftliche Bestätigung unserer mündlichen Absprache bezüglich einer Gehaltsänderung zu Zeiten von Corona quasi gebettelt habe; hinterher sogar gedroht habe nicht zur Arbeit zu erscheinen und wieder nur hingehalten wurde. Das ganze Prozedere hat sich solange in die Länge gezogen, dass ich schlussendlich von etwa 6000€ netto Forderung (Absprache, Urlaubstage, Verpflegungsmehraufwand, etc) nur 1100€ netto erhalten habe, da ich vor Gericht nur die Ansprüche der letzten drei Monate geltend machen konnte. Das war reine Verzögerungstaktik und ich war zu blöd, um das zu merken. Naja man lernt dazu...

Besonders traurig ist, dass ich nur helfen wollte und dafür bestraft wurde. Ich hab zum ersten Lockdown trotz meines Studiums von Teilzeit- auf Vollzeit hochgestuft, wollte meine Kolleg*Innen entlasten, wollte mir auch einen finanziellen Puffer schaffen, um abgesichert zu sein falls etwas ist und dann so eine Ungerechtigkeit zu erfahren ist hart. Vorallem aber hart, weil ich weiß, dass sich für die Leute vor Ort nichts ändert. Ich hoffe, dass man mit dieser Geschichte die massiven Defizite, die das DRG-System zwangsläufig mit sich bringt, besser aufzeigen und bekämpfen kann. Die Volksinitiative Gesunde Krankenhäuser NRW ist da ja auf einem guten Weg und ich bin froh Teil des Geschehens sein zu dürfen.

Es muss allen bewusst werden, dass Pflegende nicht zu Tausenden auf die Straßen gehen und streiken werden. Es sterben Menschen, wenn sie das tun würden. Zudem muss man bedenken, dass die meisten von ihnen 12 Tage am Stück arbeiten und zwei Tage frei haben. Sie sind oft einfach zu müde sich zusätzlich politisch zu engagieren. Zudem kommen andere Verpflichtungen, Kinder etc.

Viele haben finanzielle Verpflichtungen und haben Angst keinen neuen Job zu finden, weil sie schon über 50 sind, sodass sie sich dem System fügen und sich krank arbeiten. Das sind aber gleichzeitig die Menschen, die das System am laufen halten, die sollten nicht noch zusätzlich um ihre Rechte kämpfen müssen...

Es geht bei der Sache um Menschen, Menschen mit Gefühlen und einer Würde. Personal, Patienten und Angehörige. Wenn mit diesen Menschen und ihrem Leid soviel Geld verdient wird, da wäre es das mindeste ihnen zumindest ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Die Leidtragenden sind am Ende immer die Patienten, Menschen die sich nicht wehren können.

Mein Alter ist 63 Jahre, ich bin schwerbehindert und habe viele Erkrankungen( Asthma, einige orthopädische Erkrankungen, Fibromyalgie, Allergien…).

Meine Lebensgeschichte ist schon schwer genug. Als ich 30 Jahre alt war ist mein Mann als Fußgänger tödlich verunglückt. Ich stand da mit drei Kindern, einem Pflegekind und einem Neubau. Das Haus haben wir verloren. Erst als ich 40 Jahre alt war, lohnte es sich wieder berufstätig zu sein. Denn damals wurde man noch nicht unterstützt und somit wäre das gesamte Einkommen für Betreuung aufgegangen. Aus diesem Grund muss ich noch bis zu meinem 66 Lebensjahre arbeiten. Denn nur meine privaten Renten Einzahlungen retten mich vor der Grundsicherung.

Das Problem ist: Aufgrund meiner vielen Erkrankungen kann ich nur arbeiten, wenn ich Therapien mache. Ich gehe einmal die Woche zur Wassergymnastik und einmal zum Muskelaufbau an Geräten und zur Massage. Auf der Arbeitsstelle hatten wir Moving. Nur so kann ich meine Arbeitsleistung erbringen. Nun hatten wir schon den ersten Lock down. Nach kürzester Zeit hatte ich wieder unsagbare Schmerzen, v.A. Bandscheiben Vorfall. Es dauerte einen Monat, bis ich wieder einigermaßen in Ordnung war.

Nun wieder das gleiche! Durch meine Erkrankungen bin ich von der Maskenpflicht befreit. Leider ist es so, dass mich meine Mitmenschen stark reglementieren. Somit trage ich die Maske in ÖVP, Einkauf und Praxen. Nur kann ich mit der Maske nicht zur KG. Mittlerweile ist keine Praxis mehr bereit mich ohne Maske zu behandeln.

Ich fühle mich dermaßen in die Enge getrieben!

Für Menschen mit Behinderungen gibt es in der Corona Pandemie keine Möglichkeit zu leben. Aber arbeiten geht!

Was ich absolut nicht verstehe! Ich gehöre mehrfach zur Risikogruppe, arbeite im Gesundheitswesen und bin somit systemrelevant. Ich darf nicht mehr meine lebensnotwichtigen Therapien ausüben. Aber mich im Zug und Straßenbahn wie eine Ölsardine quetschen. Ich habe nie Sozialhilfe beantragt, vier Kinder alleine groß gezogen, die jetzt wieder Steuern einzahlen. Ich verstehe die Politik, die Welt und alles nicht mehr. So viele Widersprüche.

Ich fühle mich im Stich gelassen. Arbeiten soll der Mensch, doch eine Chance auf schmerzfreies Arbeiten und Therapien sind einem versagt.

Ich schätze, so wie mir wird es sehr vielen Menschen gehen. Viele die auf die Therapien angewiesen sind und die einfach im System vergessen werden.

Ich habe mehrere Anfragen geschrieben, keine Antwort erhalten.

Eine Chance gehört zu werden, finde ich großartig!

Danke und alles Gute

Ich wollte mal von meinen Erfahrungen mit dem Pflegenotstand berichten. Ich muss aber dazu sagen, dass ich seit 2017 nicht mehr in der Pflege arbeite. Da bin ich zum ersten Mal Mutter geworden und versuche seitdem mit aller Kraft nicht mehr zurück in die Pflege gehen zu müssen.

Einerseits macht mich das total traurig weil der Beruf "Altenpflegerin" mal ein Beruf war, den ich sehr sehr gerne gemacht habe. Ich würde, unter besseren Bedingungen, auch sofort wieder zurück gehen.

Was aber aktuell in den Krankenhäusern / Pflegeheimen usw passiert, übertrifft alles.

Ich habe 2010 meine Ausbildung beendet.

Seitdem konnte ich Jahr für Jahr eine Verschlechterung der Bedingungen bemerken. Mehr Arbeit, weniger Personal. Viele Kollegen wollten auch einfach nicht mehr unter den Bedingungen arbeiten.

12 Dienste am Stück ( auch die Teilzeitkräfte). Oft wechselnde Dienste und dann zwei Tage frei. Die Bewohner/ Patienten kamen immer zu kurz. Ich bin häufig mit einem schlechten Gewissen, weil ich Bewohner immer wieder vertrösten musste, nach Hause gegangen oder hab zuhause ewig nachgedacht, ob ich was vergessen habe. Ich habe in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet und es war nirgendwo bedeutend besser. Mit Familienfreundlichkeit wird immer geworben. Ist aber so nicht umsetzbar. Stellen werden nicht neu besetzt, immer mehr Dokumentation und Auflagen und immer weniger Zeit für die Bewohner.

Nachts war eine examinierte Pflegekraft mit einer Pflegehelferin alleine. Für ca. 80 Bewohner. Über 3 oder 4 Wohnbereiche. Im Spätdienst war ich häufig mit einer Auszubildenden alleine für ca. 30 Bewohner. Bei Notfällen ist das, sowieso schon sehr wackelige System, natürlich komplett zusammen gebrochen. Am Wochenende war die Besetzung natürlich noch dünner. 2016 habe ich eine Weiterbildung zur Praxisanleitung und Palliativ Pflegefachkraft gemacht. Für die Weiterbildungen habe ich! 28! EURO Netto mehr bekommen. Konnte die Auszubildenden aus Zeitmangel kaum anleiten, musste viel zuhause machen ( natürlich unentgeltlich) und aus meiner anderen Weiterbildung konnte ich sowieso kaum was umsetzen. Aber es sieht ja auf dem Papier gut aus wenn man Pflegekräfte weiterbildet.... Es ist unfassbar traurig. Ich könnte noch so viel schreiben. Aber das würde den Rahmen sprengen. Ich hoffe sehr, dass sich irgendwann was ändert. Ich würde gerne wieder in dem Bereich arbeiten. Aber aktuell würde ich meinen Kindern dringend abraten eine Ausbildung oder ein Studium in dem Bereich zu absolvieren.

Eine wichtige Kampagne die ihr da gerade auf die Beine stellt.
Danke!
Hannah

"Ich denke es kein Geheimnis mehr, aber meiner Meinung nach nicht genug öffentlich gemacht worden, dass ein Großteil der in den Krankenhäusern Beschäftigten leer ausgehen - ganz unabhängig von den weiterhin herrschenden Arbeitsbedingungen (Fachkräftemangel, das strikte Verbot sich auf Covid testen zu lassen, außer man hat einen Krankheitsverlauf und selbst da sind die Kolleg*innen bis zum letzten 'Moment' da, weil Tests heimlich gemacht werden und man sich dementsprechend zur Quarantäne meldet), aber was die aktuelle Stimmung drückt, ist die Auszahlung der Covid-"Prämie" an einen Bruchteil der Beschäftigten gegangen -  in Höhe von 300 - 400€. Der Rest wird mit Online-Gutscheinen im Wert von 25€ abgespeist. Es ist einfach nur noch peinlich und ich spreche für ein Uniklinikum." Eine

Im Freiwilligen Sozialen Jahr gelte ich fast als ganze Kraft. Nach Dauerstress hat man keine Lust mehr auf den Job.

 

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