Verbreitung multiresistenter Keime stoppen

Dringlichkeitsantrag an den Landesparteitag der Partei
DIE LINKE.NRW in Kamen am 23.06. und 24.06.2018
Antragsteller/innen: Uschi Kappeler (Delegierte LAG Tierschutz, Kreisverband Gütersloh), Camila Cirlini (Ersatzdelegierte LAG Tierschutz, Kreisverband Gütersloh), Michael Pusch (Kreisverband Gütersloh)

Ansprechpartnerin während des LPT: Uschi Kappeler, Tel. 0157-72632928

Der Landesparteitag möge beschließen:

Verbreitung multiresistenter Keime stoppen

Es werden keine Erweiterungen von Schlachthöfen und Mastbetrieben genehmigt, bis die laufenden und geplanten Untersuchungen zur Verbreitung multiresistenter Keime durch die industrielle Landwirtschaft abgeschlossen sind und deren Ergebnisse öffentlich diskutiert wurden.
Die Genossinnen und Genossen in Stadträten und in den Kreisverbänden sind angehalten, das Thema aufzugreifen.

Begründung:
30. Mai 2018: „Von Oktober 2017 bis zum 6. Februar dieses Jahres sollen allein im Uniklinikum Düsseldorf 11 Menschen an multiresistenten Keime gestorben sein.“
3. Juni 2018: „Gewässerproben im Auftrag des BUND weisen multiresistente Keime in Badeseen nach. Darunter auch Resistenzen gegen Reserveantibiotika.“
4. Juni 2018: „Die prekäre Personallage im Gesundheitswesen bringt ernste Gesundheitsgefahr. So wie aktuell in Düsseldorf bekannt geworden, breiten sich beispielsweise immer wieder gefährliche multiresistente Keime aus.“
13. Juni 2018: Öffentliche Anhörung im Bundestag auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Unser Wasser vor multiresistenten Keimen schützen“
Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
In jüngster Zeit werden immer mehr Fälle bekannt, in denen multiresistente Keime in stehenden und fließenden Gewässern gefunden wurden. Darunter auch das multiresistente Gen MR-C1. Am 18. Mai 2018 wurde bekanntgegeben, dass MR-C1 (und auch andere multiresistenten Keime) in der Ruhr und im Essener Baldeneysee nachgewiesen wurden. Weitere Nachweise gab es zuvor bereits in Niedersachsen. Dieses Gen ist gegen Colistin resistent. Colistin wird in der Massentierhaltung eingesetzt. Es ist aber auch das Antibiotika, das Menschenleben rettet, wenn alle anderen Antibiotika versagen.
Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) an der Berliner Charité geht von bis zu 6.000 Todesfällen pro Jahr verursacht durch multiresistente Keime aus. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) setzt die Zahl der jährlichen Todesfälle bei bis zu 30.000 an. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 starben 3.459 Menschen als Opfer des Straßenverkehrs.

Zwar sind auch der Personalmangel in Krankenhäusern, leichtfertige Ärztinnen und Ärzte und schlecht oder falsch informierte Patientinnen und Patienten verantwortlich, aber Hauptverursacher für die Verbreitung multiresistenter Keime ist die industrielle Fleischproduktion, also die Massentierhaltung.
Die Landesregierung NRW hat angekündigt, die Gewässer in Nordrhein-Westfalen 2019 systematisch auf multiresistente Keime zu untersuchen. Das bundesweite Forschungsprojekt HyReKa führt Untersuchungen von Gewässern auf multiresistente Keime durch und will die Ergebnisse Anfang 2019 vorlegen. Es wäre grob fahrlässig, vor Abschluss der Untersuchungen und der öffentlichen Diskussion der Ergebnisse Erweiterungen von Schlachthöfen, Mastbetrieben und von sich daran anknüpfenden bzw. dazugehörigen Produktionsbetrieben zu genehmigen.
Laut dem BUND trägt zudem nichts so massiv zum Verlust der Artenvielfalt, der Rodung von Wäldern, der Zerstörung unseres Klimas und zum Leid der Tiere bei wie die industrielle Fleischproduktion. Auch die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter/innen in der Branche sind oft katastrophal. Werkverträge sind die Regel. Alle Fakten sprechen also für ein grundsätzliches Hinterfragen der Fleischproduktion.

Gütersloh, den 18. Juni 2018
Camila Cirlini, Uschi Kappeler, Michael Pusch