„Land unter“ in NRW-Pflegeeinrichtungen

Die LINKE NRW
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„Die Empfehlung des Präsidenten des Robert Koch-Instituts im Falle eines Personalmangels, dass medizinisches Personal nach engem ungeschützten Kontakt zu COVID-19-Erkrankten nach nur einer verkürzten Quarantäne von sieben Tagen, wieder zur Arbeit zurückkehren sollen, ist ein Skandal. Pflegepersonal wird durch diese Empfehlung als Kanonenfutter missbraucht. Es riskiert seine Gesundheit, weil unser Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren systematisch kaputtgespart worden ist. Und auch das Leben von Patient*innen und Bewohner*innen wird aufs Spiel gesetzt“, erklärt Ingrid Jost, seniorenpolitische Sprecherin von DIE LINKE NRW.

Mehr als 3000 vollstationäre Pflegeheime mit über 175.000 Plätzen gibt es laut statistischem Landesamt in NRW. In fast 60 dieser Einrichtungen sind laut Medienberichten mehr als 350 Bewohner*innen positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Fast 50 Pflegeheim-Bewohner*innen sind bislang gestorben. Das Landes-Gesundheitsministerium registrierte bis vergangenen Donnerstag (2. April 2020) einen deutlichen Anstieg der Todesfälle. Auch rund 300 Mitarbeiter*innen in über 100 Einrichtungen sind mit Corona infiziert.

In Zeiten, in denen sich Infektionen in Altenheimen häufen, kommt erschwerend das Besuchsverbot hinzu. Es trifft das aufgrund von Arbeitsverdichtung überforderte Personal genauso schlimm wie die zu Pflegenden. Zwar ist für die Mitarbeiter*innen das Besuchsverbot einerseits eine Erleichterung, weil sich das Infektionsrisiko verringert. Doch ist bereits lange kein Geheimnis mehr, dass menschliche Zuwendung ein nicht zu unterschätzender Faktor zur Genesung ist und das sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeheimen.

„Das Verbot des Kontakts scheint eher dem Fakt geschuldet, dass die Politik nicht in der Lage oder willens ist, für die erforderliche Schutzkleidung inklusive effektiver Schutzmasken zu sorgen, indem sie die dafür notwendigen Schritte einleitet, wie zum Beispiel die Anfrage um Mithilfe anderer Länder, die Ankurblung der Schutzkleidungs- und Maskenherstellung im eigenen Land. Kleinere Nähstuben wären existenziell gesichert, bekämen sie Aufträge zur Herstellung von Masken“, schlägt Jost vor.

„So vegetieren die alten Menschen dahin, das Personal arbeitet längst schon am Limit und wäre entlastet, wenn liebende Angehörige sich kümmern könnten, und manche alten Menschen müssten nicht einsam sterben, weil die Politik lieber Fehler kaschiert, statt sie einzuräumen und für Abhilfe zu schaffen. Es ist nicht hinzunehmen, dass Menschen vereinsamen und noch schlimmer, ohne Abschied von den Angehörigen sterben zu müssen. Die Linke fordert ausreichende Schutzkleidung auch für Altenheime, Pflegestationen und Angehörige. Zu einem menschenwürdigen Leben gehören menschliche Zuwendung und auch ein menschenwürdiges Sterben“, erklärt Ingrid Jost abschließend.