Armuts-Quote ist ein Armuts-Zeugnis

DIE LINKE NRW
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Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat die überarbeitete Neuauflage seines Armutsberichts 2022 vorgelegt: Die Armut ist deutlich größer als angenommen. Dazu erklärt Sefika Minte, Stellvertretende Landessprecherin und Arbeitsmarktpolitische Sprecherin von DIE LINKE.NRW:

"Im Rückgriff auf Daten des Statistischen Bundesamtes legte der Paritätische Wohlfahrtsverband am Freitag eine aktualisierte Neuauflage seines Armutsberichts 2022 (Berichtsjahr 2021) vor: Mit den aktualisierten Daten betrug die Armutsquote in Deutschland im Jahr 2021 nicht 16,6 Prozent, sondern sogar 16,9 Prozent! Noch nie wurde auf dieser Basis in der Bundesrepublik ein höherer Prozentsatz gemessen!

Diese Armuts-Quote ist vor allem ein Armuts-Zeugnis für die Große Koalition aus Union und SPD als Vorgängerregierung der derzeitigen Ampel-Koalition!

Nicht dass mit marktradikalen Parteien wie der FDP und größeren Teilen der Grünen und der SPD sich mit der Ampel eine grundsätzlich andere Politik abzeichnet, hat die Ampel-Regierung doch bis auf kleine Ausweitungen beim Wohngeld im Grunde bisher fast nur Makulatur betrieben und beispielsweise mit Einführung des schönfärberischen 'Bürgergeldes' hauptsächlich längst überfällige Inflationsanpassung betrieben - und der aktuell unzureichende Umgang mit Inflation und Preisanstieg lassen wohl auch im nächsten Armutsbericht keine Verbesserung in der Armutsquote erwarten."

Sascha H. Wagner, Landessprecher von DIE LINKE.NRW ergänzt: "Mittlerweile müssen 14,1 Millionen Menschen in Deutschland zu den Einkommensarmen gezählt werden, so viel wie noch nie!

Die Quote von 16,9 Prozent in Deutschland wird in NRW noch übertroffen, stieg doch  der Wert der Armutsquote deutlich von 18,7 auf 19,2 Prozent: So hoch war die Armutsquote auch in Nordrhein-Westfalen noch nie, und der Anstieg um ein halbes Prozent lässt auch keineswegs Besserung erwarten, im Gegenteil! Wenn man dann gleichzeitig an der Spitze der Armutsquote mit Dortmund eine nordrhein-westfälische Großstadt mit 22,4 Prozent und dicht gefolgt von der Raumordnungsregion Duisburg/ Essen mit 22,3 Prozent sieht, dann lässt es sich deutlich erahnen, dass noch massivere soziale Verwerfungen in unserem Bundesland zu erwarten sind: sind doch in Gelsenkirchen mittlerweile 39 Prozent aller Kinder mit ihren Familien im Hartz IV-Bezug und in Essen knapp über 30 Prozent! Diese Situation wird dramatisch! Der soziale Frieden ist längst gefährdet, und wenn die regierenden Parteien nicht deutliche Kursänderungen vornehmen, wird Armut und Not in unserem Land verheerende Auswirkungen haben!

Oxfam stellte Anfang des Jahres fest, dass in Deutschland die Reichsten besonders absahnen: Von dem gesamten Vermögenszuwachs, der zwischen 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, gingen 81 Prozent an das reichste Prozent, während die restlichen 99 Prozent der Bevölkerung nur 19 Prozent des Vermögenszuwachses erhielten.

All dies lässt nichts Gutes erahnen, und die bereits eklatante Ungleichverteilung in Deutschland geht in noch obszönere Größenordnungen: wenn nicht sofort umgesteuert wird, wird der soziale Sprengstoff unsere Zivilgesellschaft explodieren lassen, Not und Elend werden zunehmen, und Verteilungskämpfe werden auch in Deutschland Fahrt aufnehmen. Die Regierenden können das durch kurzfristige politische Maßnahmen verhindern, z.B. wäre eine deutliche Erhöhung des aktuellen Regelsatzes von 502 Euro auf 725 Euro in der Regelbedarfsstufe 1 längst überfällig - die Regierenden müssen so eine Politik nur wollen....auch wenn dies den Wünschen eines großen Teils der sie protegierenden Interessensgruppen in Wirtschaft und Industrie natürlich deutlich widerspricht."