Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen: Solidarität und Hilfe statt Ideologie und Repression

DIE LINKE NRW

Am 21. Juli findet traditionell der „Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen“ statt. Dazu erklärt Sascha H. Wagner, Landesgeschäftsführer der NRW-Linken: „Im vergangenen Jahr sind 1398 Drogen gebrauchende Menschen an den Folgen des Konsums illegalisierter Substanzen verstorben. Damit ist die Anzahl der Verstorbenen im Vergleich zum Vorjahr erneut um 9,6 Prozent angestiegen. Viele Todesfälle wären vermeidbar gewesen, wäre den Betroffenen die Hilfe zuteil geworden, die sie benötigt hätten. Es ist an der Zeit für einen radikalen Kurswechsel in der Drogenpolitik. Die staatliche Kriminalisierung und Verfolgung der Konsument*innen ist auf allen Ebenen gescheitert. Sie muss endlich durch bedarfsgerechte Präventions- und Gesundheitsangebote abgelöst werden.“

Wagner weiter: „Dass sich mittlerweile immer mehr Richter*innen und Polizeibeamt*innen öffentlich gegen die Verbotspolitik positionieren und selbst Eigenbedarfslösungen für Konsument*innen illegalisierter Drogen fordern, zeigt deutlich, dass die bisherige Politik keinen Rückhalt mehr hat. Hilfsangebote wie öffentliche Drogenkonsumräume, in denen der Gesundheitsschutz für die Betroffenen sichergestellt ist, müssen ausgebaut und finanziert werden. Auch 'Drug Checking'-Angebote wie sie in Großstädten in der Schweiz bereits seit Jahrzehnten existieren, müssen in der Bundesrepublik endlich geschaffen werden. Deutschland darf kein drogenpolitisches Entwicklungsland bleiben! Wir können es uns nicht mehr leisten, bedarfsgerechte Hilfsmöglichkeiten aus ideologischen Gründen weiter zu ignorieren und damit Menschenleben zu opfern. Hinzu kommt: Solange Deutschland wie im kürzlich erschienenen 'Jahrbuch Sucht 2020' der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) bescheinigt wird, in Sachen Alkohol ein 'Hochkonsumland' zu sein, verbieten sich moralisierende Kommentare in Bezug auf Menschen, die andere Drogen konsumieren, vollständig.“

Hintergrund: In mehr als 60 Städten werden am heutigen Tag Angehörige von Menschen an Protestaktionen, Mahnwachen und Kundgebungen teilnehmen, um an verstorbene Drogenkonsument*innen zu erinnern. Zurück geht der Gedenktag auf den Tod des jungen Drogengebrauchers Ingo Marten, der am 21. Juli 1994 in Gladbeck verstorben war. Seiner Mutter gelang es infolge dessen unter Mithilfe der Stadt eine Gedenkstätte für ihren Sohn und andere verstorbene Drogengebraucher zu installieren, der in den nächsten Jahren weitere Orte der Erinnerung und Mahnung in weiteren Städten folgten. Auf Initiative des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der „Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit e.V.” fand daraufhin am 21. Juli 1998 erstmals ein Gedenk- und Protesttag an der „Gedenkstätte für verstorbene Drogenabhängige“ in Gladbeck statt.

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