Protest im Rheinischen Revier geht in die heiße Phase

MdB, Zeki Gökhan

Am vergangenen Sonntag trafen sich abermals über 700 Menschen zum Dorfspaziergang in Lützerath, um gegen die Kohleverstromung zu demonstrieren. Für die kommenden Wochen sind Großveranstaltungen von Klimaaktivisten geplant, um das vom Abriss bedrohte Dorf zu schützen.

„Es ist eine Schande, dass RWE immer noch plant, weitere Dörfer für die Kohleverstromung abzureißen“, so der Bundestagsabgeordnete der LINKEN aus dem Rhein-Erft-Kreis Zeki Gökhan. „Dass sechs weitere Orte weichen sollen, um viele Millionen Tonnen Kohle zu verbrennen, ist angesichts
der Klimakatastrophe nicht vermittelbar. Die Klimapolitik der Landes- und Bundesregierung gibt RWE eine Rückendeckung, mit der unsere existenziellen Grundlagen fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden. Was mir jedoch Mut macht, ist der wachsende Protest gegen den Energiekonzern: An den vergangenen beiden Sonntagen kamen jeweils über 700 Menschen nach Lützerath, um dort das 1,5-Grad-Ziel zu verteidigen. Ich bin sicher, dass dieser Protest noch weiter anwachsen wird, bis Anfang November die Räumung des Dorfes droht. Besonders froh bin ich über die vielen Aktivisten, die sich dauerhaft in Lützerath niedergelassen haben, um dort neue Infrastruktur aufzubauen und das Dorf und unsere Umwelt zu verteidigen. Uns muss klar sein: Wenn Lützerath fällt, dann ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu halten.“

Die in Immerath aufgewachsene Aktivistin Petra Schumann spricht aus Erfahrung, wenn sie dazu bemerkt: „Als vor genau drei Jahren der Immerather Dom abgerissen wurde, um für die Kohlebagger Platz zu machen, war das Schicksal des Dorfes besiegelt. Mit meinem Heimatort verschwand
auch mein Elternhaus von der Landkarte, das meine Eltern in den 1970er Jahren gekauft und eigenhändig renoviert hatten. Der immer drohende Abriss des eigenen Hauses hat meine und andere Familien über Jahrzehnte hinweg belastet. Ersatzhäuser kamen in den meisten Fällen überhaupt
nicht infrage. Da es in den Umsiedlungsorten nur leere Grundstücke gab, wurden Familien gezwungen entweder nachzufinanzieren oder vom Eigenheim in die Mietwohnung zu wechseln. Durch die Kohleverstromung werden Orte der Erinnerung unwiederbringlich zerstört. Dass RWE obendrein hohe Entschädigungssummen für den längst überfälligen Kohleausstieg bekommen soll, ist ein Unding.“

In Lützerath findet sonntäglich ein Dorfspaziergang statt, an dem alle Interessierten teilnehmen können. Am 31. Oktober ist zu einer großen Demonstration aufgerufen, bevor im November die letzten Räumungen des Dorfes beginnen sollen.