Turbulenzen bei ThyssenKrupp: Konzernumbau darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen!

MdB Hubertus Zdebel

Am Montag gab der Aufsichtsratschef des Essener Stahlkonzerns ThyssenKrupp, Ulrich Lehner, seinen Rücktritt bekannt. Anfang des Monats legte bereits Heinrich Hiesinger sein Mandat als Vorstandsvorsitzender nieder. Hintergrund sind Streitigkeiten mit Finanzinvestoren, die eine beschleunigte Konzernzerschlagung fordern. Der Münsteraner Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel (DIE LINKE) äußert sich zu den Turbulenzen beim DAX-Konzern:

"Der aktuelle heftige Richtungsstreit bei ThyssenKrupp darf nicht auf dem Rücken der Belegschaften ausgetragen werden und zu weiteren Jobverlusten führen. In ganz NRW beschäftigt ThyssenKrupp 22 000 Menschen in der Stahlsparte, u.a. in Duisburg, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen oder auch Münster. Durch die Fusion des europäischen Stahlgeschäfts mit dem indischen Stahlgiganten Tata werden in den nächsten Jahren bereits Tausende Arbeitsplätze abgebaut. Die Führungsriege des Essener Mischkonzerns lässt sich jedoch weiter von den renditegetriebenen Großaktionären das Geschäft diktieren. Der schwedische Finanzinvestor Cevian und der US-amerikanische Hedgefonds Elliott bemängeln das mangelnde Tempo beim Konzernumbau, sprich beim Job-Kahlschlag. In Wahrheit sprudeln die Gewinne bei ThyssenKrupp in Milliardenhöhe, doch in der wechselseitigen Konkurrenz kennt die Kapitalakkumulation keinen Endpunkt. Die Finanzinvestoren erfüllen daher lediglich ihre Funktion und treiben den kapitalistischen Profitwahnsinn auf die Spitze.

Mit Aufsichtsratschef Ulrich Lehner, der den Investoren 'Psychoterror' vorwarf, hat nun offenbar einer der letzten Kritiker der Zerschlagungspläne die Konzernleitung verlassen. Die Krupp-Stiftung als größter Anteilseigner darf nun nicht vor den profitsüchtigen Investoren einknicken und dadurch den Niedergang ganzer Standorte in Kauf nehmen. ThyssenKrupp inszeniert sich gerne als Traditionsunternehmen mit fester Verankerung in der nordrhein-westfälischen Industriegeschichte und schreibt sich die betriebliche Mitbestimmung auf die Fahnen. Wie viel davon übrig bleibt, werden die nächsten Monate zeigen.

Ministerpäsident Armin Laschet (CDU) ist jetzt als Mitglied des Kuratoriums der Krupp-Stiftung gefordert. Er muss darauf hinwirken, dass die weitere Zerschlagung des Konzerns endlich gestoppt wird. Der marktliberale NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hingegen möchte sich lieber ganz raushalten.

Ich wünsche der IG Metall und den ArbeiterInnen viel Kraft für eine selbstbewusste und entschlossene Interessensvertretung. Streiks und Arbeitskämpfe sind die Sprache, die das Kapital noch immer am besten versteht."