AG 3: Du darfst alles werden, nur nicht krank!

Care-Konferenz am 22.9.2018 in Bochum

Wie Menschen ohne Krankenversicherung durchs Leben kommen
Die Kinderkrankenschwester Sylvia Brennemann wird über die Situation nicht krankenversicherter Menschen berichten. Sylvia Brennemann arbeitet, lebt und engagiert sich im Duisburger Stadtteil Marxloh, der über die verschiedenen Medien immer wieder als sogenannte No GO Area in die Schlagzeilen geraten ist. Etwa 16000 Menschen in Duisburg sind derzeit nicht krankenversichert, der überwiegende Teil sind Neuzuwanderer aus Süd Ost Europa, denen nach derzeitigem Stand jegliche staatlich existentielle Leistungen vorenthalten werden. Mit dem Team des sozialpastoralem Zentrum Petershof hatte Sylvia Brennemann eine Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung ins Leben gerufen um vor allem den politischen Druck auf die Verantwortlichen auf Kommunaler, Landes und Bundesebene soweit zu erhöhen, dass den Betroffenen den regulären Gesundheitsschutz zugesprochen wird. Trotz einer hohen medialen Aufmerksamkeit und vielen Verhandlungen auf allen politischen Ebenen ist die prekäre gesundheitliche Situation der Betroffenen unverändert, nach wie vor sind tausende Menschen nicht krankenversichert. Im Workshop wird es zunächst darum gehen, was bedeutet es für Familien nicht einfach so zum Arzt gehen zu können, wie wirkt sich diese Nichtversorgung vor allem auf Frauen, Kinder und chronisch Erkrankte aus? Welche Schritte hat man von Städtischer und Landesseite unternommen um die Situation der Betroffenen zu entschärfen? Welche Schritte müssen nun folgen?
Referentin: Sylvia Brennemann (Petershof)
Moderation: Ingrid Jost (Vorstand DIE LINKE. NRW)

Bericht aus der Arbeitsgruppe:

Frage: Was bedeutet ein Leben ohne Krankenversicherung?

Sylvia Brennemann (Kinderkrankenschwester aus Duisburg, einer Stadt mit 16.000 Menschen, die derzeit nicht krankenversichert sind):

"Stellt Euch mal vor, Ihr seid in der dritten oder vierten Schwangerschaft, könnt zu keiner Untersuchung und müsst entbinden ohne Krankenhaus und medizinische Versorgung. 
Die Frauen sind meist von dem Leben ohne medizinische Hilfe am härtesten betroffen, weil sie sich auch um die Kinder kümmern.

Die meisten Betroffenen bei uns sind Menschen aus Südost-Europa, die im Rahmen der EU-Freizügigkeit hier leben dürfen, aber keinerlei soziale Absicherung und somit oft auch keine Krankenversicherung haben.
Hier haben wir alltäglich mit Krankheiten zu tun, die man hierzulande eigentlich nur noch aus Lehrbüchern kennt, wie Skorbut zum Beispiel oder Mangelernährung. Wir haben Mütter, die aufgrund der eigenen Verfassung nicht in der Lage sind zu stillen und auch keinen Milchersatz kaufen können und die die Kinder dann mit Zuckerwasser ernähren. 

Diese Situation ist möglich im Jahr 2018 mitten in Deutschland, und deshalb ist der Begriff Care-Revolution vielleicht auch zwingend notwendig."

Medienberichte:

Rheinische Post 

WAZ